Saurier, Knarren und keine Extras
Test von Martin Woger Chefredakteur
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Jurassic: The Hunted erinnert an eine einfachere Zeit. Und zwar genau an den Punkt, als diese begann, eine komplizierte Zeit zu werden. Am Anfang aller Ego-Shooter war die Welt simpel. Es gab nur zwei oder drei von denen und sie waren alle großartig. Auch weil 1993 das Konzept mit Flinte und 3D noch extrem frisch war. Dann aber kamen die Nachzügler. Man kaufte alle, weil 3D und Flinte super war, stellte aber schnell fest, dass gutes Level- und Gegnerdesign doch nicht ganz optional waren. Spaßig war es immer noch, aber der geniale Funke fehlte bei der Massenware.
Zeitsprung in Richtung 2009 zu Jurassic: The Hunted. Von halbwegs moderner Technik mal abgesehen, ist es zu hundert Prozent eines dieser Spiele, die davon ausgehen, dass es immer noch reichen würde, euch mit ein paar Flinten in 3D auszusetzen und auf Dinge schießen zu lassen, um einen veritablen Hit zu landen. Leider war das damals wie heute ein Trugschluss.
Die Handlung, wenn man den Monstertrash hier überhaupt so nennen will, hat irgendwas mit einem verschollenen Forscher, dem Bermudadreieck und Ex-Marines zu tun. Der einzig wirklich wichtige Punkt jedoch ist, dass es Saurier gibt. Ihr hockt in Dschungelumgebungen und Zeitlöcher öffnen sich, aus denen wild attackierende Saurier herausplumpsen. Whatever, Hauptsache es gibt Ziele. Versucht ja nicht, das alles sinnvoll zusammenzubringen. In seinen kurzen fünf Stunden gibt das Spiel selbst diesen Versuch auch irgendwann auf.
Man sollte meinen, dass ein Dino, der aus einem Zeitloch plumpst, erst einmal verwirrt ist und vielleicht Fluchtreflexen gehorchen könnte. Aber nicht diese hier. Wie tollwütig hetzen sie frontal auf euch zu. Müssen sie auch, denn so ein Viech hat ja nun mal nur die Reichweite seiner Zähne. Das stört in der ersten Stunde nicht besonders, aber irgendwann macht sich doch Einmütigkeit im Ablauf breit, wenn alle Feinde letztlich nur eine Angriffstaktik kennen. Der gelegentlich geschlagene Haken zählt nicht. Dafür passiert es zu selten und noch seltener vernünftig koordiniert. Saurier waren nach allen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht die höchstentwickelte Intelligenzform des Planeten und diese hier sind eine Hommage an diesen Umstand.
Die einzigen „Fernkampf“-Monster können eine Art Säure spucken, aber auch diese Biester leiden unter dem Problem, dass alle Saurier, die auf Fleisch aus waren, sich ziemlich ähnelten. Rennen auf zwei Beinen, Klauen vorne, Größe sehr unterschiedlich. Mit anderen Worten und nach allem, was recht ist, gibt es letztlich eine einzige Art von relevantem Gegner in verschiedenen Größen – Skorpione in Höhlen und der gelegentliche, traurige Flugsaurier nicht mitgerechnet. Irgendwo liegt noch ein lumpiges Triceratops-Skelett herum und in den Zwischensequenzen sieht man ein paar von den ganz großen, vierbeinigen Dingern. That´s it. Zeitlöcher arbeiten selektiv.
Das Waffenarsenal könnte ebenfalls aus einem solchen gefallen sein, schätzungsweise 1996. Schrotflinte, Sturmgewehr, Pistole, Raketenwerfer. Alles in leichten Abwandlungen doppelt vorhanden, aber das ändert nicht die sehr vertraute Auswahl. Die gute Nachricht lautet, dass das Feeling der Waffen ganz ordentlich umgesetzt wurde und vor allem die Schrotflinten einen ordentlichen Punch liefern. Nach Sachen wie Rogue Warrior nimmt man sowas ja nicht mehr als selbstverständlich hin. Zusammen mit einer brauchbaren Steuerung entstehen zwar nicht gerade die Kämpfe des Jahrhunderts, aber ein sehr bodenständiges, ehrliches und unterhaltsames Ballern für zwischendurch.
Solltet ihr mal von ein paar Dinos zuviel umzingelt worden sein, könnt ihr einen Slow-Motion-Modus aktivieren, der sich natürlich wie immer schnell aufbraucht. In dieser Zeit seht ihr allerdings auch Herz und Hirn der Biester rötlich pulsieren und könnt so wunderbar zum One-Shot-Kill ansetzen. Das klappt bei den Bossen zwar nicht ganz, aber auch hier liegt die Essenz des Sieges letztlich im richtigen Einsatz der Zeitlupe. Besser ein ganz klein wenig Taktik als gar keine.
Ansonsten gibt es wenig über Jurassic zu sagen, was nicht schon über eine Billion andere Shooter im banalen Mittelbereich gesagt wurde. Die Grafik könnte aus der letzten Generation stammen, die Animationen der Saurier gehen gerade noch so durch und der Ton lässt keine Vergleiche mit den THX-Demos eines gewissen, inzwischen auch in die Jahre gekommenen Films über Saurier zu. Dafür klingt das Rumpeln des T-Rex hier viel zu dünn. Die Level wurden komplett schlauchförmig aufgebaut – was es immerhin leichter macht, zu erkennen, aus welcher Richtung das nächste Monster kommt – und auf einen Multiplayer hat man gleich ganz verzichtet. Und ja, es gibt Geschützturmeinlagen. Und die sind dröge wie immer.
Trotzdem bringe ich es nicht übers Herz, Jurassic gänzlich zu verdammen. Es ist billiges Shootern, aber einfach mal im Wald ein paar Dinos mit der Shotgun umzunieten muss schon noch weit schlechter umgesetzt werden als hier, bevor jeder Spaß aus dem Konzept raus ist. Es ist bodenständig, ehrlich, und wirklich ganz ok. Was jedoch fehlt, um den hierzulande geforderten Vollpreis zu rechtfertigen, ist mehr Umfang, mehr Abwechslung, mehr Sauriervielfalt und mehr… mehr halt. Jurassic: The Hunted ist kurz, milde unterhaltsam und erinnert auf irgendwie charmante Art und Weise an eine einfachere Zeit, als eine Flinte und 3D alles war, was man brauchte. Das ist nicht viel, aber wenigstens etwas.
Ab sofort erhältlich und nicht nur für 360 und PS3. Es existiert auch eine Wii und sogar eine PS2-Version von Jurassic: The Hunted. Aber scheinbar nicht in Deutschland. Hier nur 360 und PS3. Warum? Ich nehme an, dass es sich um einen Anflug von realistischer Markteinschätzung handelt.
5 / 10